Ehrenpromotionen der Universität Basel ab 2016

Hier finden Sie eine Lister aller Ehrenpromotionen der Universität Basel ab 2016, mit Angaben zur Laudatio und kurzen Angaben zum akademischen Lebenslauf der Geehrten. Im Jahr 2020 hat die Universität Basel aufgrund der Corona-Pandemie auf die Durchführung des Dies academicus und die Verleihung von Ehrenpromotionen verzichtet.

Ehrenpromotion Philosophisch-Historische Fakultät 2021


Name Perrot, Michelle
Geschlecht f
Datum 26.11.2021
Fakultät Philosophisch-Historische Fakultät
Titel Dr. phil.

Begründung

Die Philosophisch-Historische Fakultät der im Jahre 1460 gegründeten Universität Basel verleiht die Würde und alle damit verbundenen Rechte, Ehren und Privilegien einer Doktorin der Philosophie ehrenhalber an Prof. Dr. Michelle Perrot von Frankreich

die als international anerkannte Pionierin der Frauengeschichte entscheidend dazu beigetragen hat, dass Frauen als historische Subjekte und ihre Leben als geschichtswürdig anerkannt worden sind;

die in ihren Forschungen zur Geschichte der Frauen, der Arbeit und des Feminismus schöpferische Kreativität, wissenschaftliches Handwerk und politisch-gesellschaftliche Sensibilität miteinander verbindet;

die es als höchst kunstfertige Autorin versteht, weit über die Grenzen Frankreichs hinaus Fachgemeinde und allgemeines Publikum gleichermassen anzusprechen.

CV

Michelle Perrot (*1928 in Paris), emeritierte Professorin für Geschichte des 19. und 20. Jahrhunderts an der Universität Paris VII (Paris-Diderot), war an vielen der Aufbrüche beteiligt, welche die Geschichtsschreibung nach 1945 neu ausgerichtet haben; zu nennen sind insbesondere die Sozialgeschichte, die Frauengeschichte, die Alltagsgeschichte und die Kulturgeschichte. Michelle Perrots erste Publikationen galten der Geschichte der Arbeiterbewegung, bevor sie sich der Frauengeschichte zuwandte, die sie mitbegründet und wesentlich geprägt hat. 1973 rief sie dazu an der Universität Paris VII ein erstes Seminar ins Leben, das gegen die hergebrachte Meinung antrat, Frauen seien keine historischen Subjekte und hätten keine Geschichte («Les femmes – ont-elles une histoire?», zusammen mit Fabienne Bock und Pauline Schmitt). Ihre langjährige frauengeschichtliche Forschungs- und Lehrtätigkeit mündete in das gemeinsam mit Georges Duby herausgegebene und fünf Bände umfassende Handbuch Histoire des femmes en Occident de l’Antiquité à nos jours (1990–91). In zahlreiche Sprachen übersetzt (deutsch: Geschichte der Frauen, 1993–95), ist das Werk zum zentralen epochenübergreifenden Kompendium der europäischen Frauengeschichte geworden, das auch weit in andere Fächer ausstrahlt. 2009 erschien von Michelle Perrot der Essay «Histoire de chambres», in dem sie literarische, soziologische und psychoanalytische Perspektiven nutzt, um über das Verhältnis von Raum, Körper und Person nachzudenken; das Buch ist im selben Jahr mit dem Prix Femina Essai ausgezeichnet worden. Von 1986 bis 2014 verantwortete Michelle Perrot nebst ihrer universitären und schriftstellerischen Tätigkeit auch die von France-Culture produzierte und äusserst erfolgreiche Radiosendung «Les lundis de l’histoire». Mit ihren jüngsten Arbeiten hat sie sich dem biographischen Scheiben zugewandt, das sie auf charakteristische Weise variiert: Entfaltet der 2014 erschienene Essay über die unbekannte Seidenweberin Lucie Baud («Mélancolie ouvrière») seinen Reiz auch aufgrund der Spärlichkeit von Spuren, so perspektiviert die 2018 publizierte Studie über die Schriftstellerin George Sand («George Sand à Nohant») eine Fülle von Material neu. 2019 ist in der renommierten Reihe «Bouquins» ein Band mit gesammelten Arbeiten von Michelle Perrot erschienen («Le chemin des femmes», 2019). 


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