Ehrenpromotionen der Universität Basel ab 2016
Hier finden Sie eine Lister aller Ehrenpromotionen der Universität Basel ab 2016, mit Angaben zur Laudatio und kurzen Angaben zum akademischen Lebenslauf der Geehrten. Im Jahr 2020 hat die Universität Basel aufgrund der Corona-Pandemie auf die Durchführung des Dies academicus und die Verleihung von Ehrenpromotionen verzichtet.
Ehrenpromotion Philosophisch-Historische Fakultät 2017
Name | Wehrli-Rudin, Irma |
Geschlecht | f |
Datum | 24.11.2017 |
Fakultät | Philosophisch-Historische Fakultät |
Titel | Dr. phil. |
Begründung |
Die Philosophisch-Historische Fakultät der im Jahre 1460 gegründeten Universität Basel verleiht die Würde und alle damit verbundenen Rechte, Ehren und Privilegien einer Doktorin der Philosophie ehrenhalber Irma Wehrli-Rudin von Bischofszell (TG) und Arboldswil (BL) die bedeutende Werke sowohl anglophoner Schriftsteller wie Thomas Wolfe und Anthony Trollope als auch frankophoner Schweizer Autorinnen wie Jeanne Hersch und Anne-Lise Grobéty kongenial ins Deutsche übersetzt hat; die sich seit ihrem Studienabschluss an der Universität Basel im Jahre 1980 einen weit über die Landesgrenzen wirkenden, exzellenten Ruf als Kulturvermittlerin erworben hat; die Übersetzungen umfangreicher Werke der Weltliteratur – wie Thomas Wolfes Jahrhundertroman „Schau heimwärts, Engel“ – geleistet hat und ihre ausserordentlichen Fähigkeiten darüber hinaus in den Dienst ehrenamtlicher Arbeit stellt sowie über die universitäre Lehre zurück an ihre Alma Mater trägt |
CV |
Ich wurde am 12. November 1954 in Liestal geboren und wuchs mit meinem Bruder in Oberdorf BL auf, damals ein typisches Uhrenarbeiterdorf im Baselbieter Jura. Ähnlich wie meine Grossmutter, die als Posamenterin für die Basler Seidenherren Bändel wob, verstehe ich mich als Weberin am Wortgeflecht im Dienst von Verlagen der etwas anderen Art. 1973 legte ich die Matura Typus B am Gymnasium Liestal ab und begann im Herbst desselben Jahres an der Universität Basel Englisch und Deutsch in den Hauptfächern und Französisch im Nebenfach zu studieren. Als Hilfsassistentin am Englischen Seminar und Englischlehrerin am Gymnasium Muttenz half ich mein Studium mitfinanzieren. Ich erlebte meine Studienzeit, durch die noch der Geist von 1968 wehte, vor allem in der verschworenen Gemeinschaft des Englischen Seminars als äusserst anregenden Lebensabschnitt. In Professor Stamms Oberseminar über „The Art of Translation“ wurde mir beim Übertragen von Shakespeare-Sonetten im Selbstversuch klar, dass Übersetzen nicht nur ein Handwerk, sondern auch eine Kunst war. Im Oktober 1979 schloss ich mein Studium mit dem Prädikat „summa cum laude“ ab. Aufgrund meines Prüfungserfolgs wurde mir eine Assistenz angeboten. Wie viele Frauen meiner Generation hatte ich mich aber zwischen Laufbahn und Familie zu entscheiden. 1980 zog ich nach Davos, wo mein Verlobter Christoph Wehrli als Physiker arbeitete und ich eine Stellvertretung an der Schweizerischen Alpinen Mittelschule übernahm. Noch im selben Jahr heirateten wir, 1981 kam unsere Tochter Sara, 1983 der Sohn Florian zur Welt. Nur ein Jahr später erschien 1984 meine erste literarische Übersetzung: „Meistererzählungen“ von John Galsworthy im Manesse Verlag, für den ich seitdem viele klassische englische und amerikanische Autoren des 19. und frühen 20. Jahrhunderts übersetzt habe. (Anthony Trollope, Thomas Hardy, Rudyard Kipling, Oscar Wilde, George Meredith, Elizabeth Bowen, Willa Cather, Nathaniel Hawthorne, Walt Whitman, Thomas Wolfe, etc.) Aus einer Gutachtertätigkeit für den Benziger Verlag ergab sich mein zweiter Schwerpunkt, die Übersetzung von Westschweizer Gegenwartsliteratur, unter anderem für die ch-Reihe (Claude Delarue, Anne-Lise Grobéty, François Conod). Dass ich meine wachsende Erfahrung an den Übersetzerseminaren von Boswil (1997-2006), an diversen Weiterbildungsanlässen und Podien und im Frühlingssemester 2016 gar im Rahmen eines Lehrauftrags an der Universität Basel weitergeben konnte, war mir eine besondere Freude. 2005 wurde mir, zusammen mit der Verlegerin Sabine Dörlemann, der Max Geilinger-Preis zugesprochen. Eine besondere Ehre widerfuhr mir durch die Verleihung des Zuger Übersetzer-Stipendiums 2011 für die Übertragung von Thomas Wolfes Roman „Of Time and the River“. Gute fünf Jahre hatte ich mich als Langstreckenschwimmerin in Thomas Wolfes reissenden Wortflüssen, mäandernden Nebenarmen und Stauwassern zu bewähren. Davos, wo ich mich viele Jahre lang auch in der Freiwilligenarbeit engagierte, erwies sich dabei trotz eines äusserlich traditionellen Lebens zwischen „Kindern, Küche, Kirche“ als idealer Ort eines weitgehend selbstbestimmten Lebens. Wie unter einem Brennglas hatte ich hier auf diesem „Zauberberg“ mit seiner faszinierenden Mischung aus Selbstbezogenheit und Weltläufigkeit „die Welt vor Ort vor Augen“. Mit der Ehrenpromotion in meiner „Heimatstadt“ – kehre ich zurück zu meinen Anfängen. |
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