Ehrenpromotionen der Universität Basel ab 2016

Hier finden Sie eine Lister aller Ehrenpromotionen der Universität Basel ab 2016, mit Angaben zur Laudatio und kurzen Angaben zum akademischen Lebenslauf der Geehrten. Im Jahr 2020 hat die Universität Basel aufgrund der Corona-Pandemie auf die Durchführung des Dies academicus und die Verleihung von Ehrenpromotionen verzichtet.

Ehrenpromotion Philosophisch-Naturwissenschaftliche Fakultät 2016


Name Gorsatt, Andre
Geschlecht m
Datum 25.11.2016
Fakultät Philosophisch-Naturwissenschaftliche Fakultät
Titel Dr. phil.

Begründung

Die Philosophisch-Naturwissenschaftliche Fakultät der Universität Basel verleiht die Würde und alle damit verbundenen Rechte, Ehren und Privilegien eines Doktors der Philosophie ehrenhalber an

Herrn Andre Gorsatt, von Binn (VS)

der als Strahler und Naturbeobachter mit seinen hervorragenden Kenntnissen der Geologie und der Oekologie wesentlich zur umfassenden mineralogischen Erfassung und zu wichtigen Entdeckungen neuer Mineralien beigetragen hat;

der durch die jahrzehntelange enge Zusammenarbeit mit der Universität Basel und dem Naturhistorischen Museum Basel zum ausserordentlichen nationalen und internationalen Profil der Mineralogie und Geologie in Basel und vor allem auch zur wissenschaftlichen Erforschung des Binntals beigetragen hat; 

der durch seine umfassenden Kenntnisse und Erfahrungen sowie mit persönlichem Engagement ein einzigartiges Museum der Mineralien des Binntals auf einer Stiftung basierend geschaffen und mit seinen persönlichen wie auch ins Tal rückgeführten Funden ausgestattet hat. Damit werden Vielfalt und Besonderheiten dieser geologischen Formation der Nachwelt und der Wissenschaft erhalten bleiben.

CV

Andre Gorsatt wurde am 3. November 1948 in Lausanne geboren. Seit frühester Kindheit lebte er in Fäld im Binntal, zunächst in sehr bescheidenen Verhältnissen bei den Grosseltern, nach deren Tod betreuten ihn zwei Tanten und ein Onkel. Besuche bei diesem auf der Alp nutzte Andre zur Suche nach Kristallen, die er im Dorf den Touristen zum Kauf anbot. Ab und zu durfte er den bekannten Binner Strahler Josef Imhof auf dessen Touren begleiten und lernte dabei, worauf es beim Aufstöbern der Kristalle und deren fachgerechter Bergung ankommt. Wichtige Informationen über die berühmten Anatas-Fundstellen im Tal verdankte er schliesslich einem bejahrten Binner Strahler (Albinus Kiechler).

1972, mit 24 Jahren, beschloss er, die Strahlerei als Hauptberuf auszuüben. Im Selbststudium erwarb er sich wichtige Kenntnisse in Geologie und Mineralogie, die ihm in seiner Strahler-Tätigkeit sehr zugutekommen sollten. Er eröffnete in Binn einen kleinen Mineralienladen; während des Winters arbeitete er zusätzlich als Skilehrer. – Die Beiträge von Andre Gorsatt zur Mineralogie umfassen nicht nur seine beinahe lückenlose, systematische Sammlung und Beschreibung von Mineralien des Binntals, inklusive vieler Spezialitäten, sie dokumentieren auch spektakuläre Funde wie etwa die einzigartige Aquamarin-Ader am Wannigrat (Hinweis 1975, Entdeckung 2007/2008) oder auch die systematische Aufarbeitung der Anatasfunde aus dem „Spissen“-Gebiet und die damit verbundene Zurückführung von grossartigen Anatas-Funden in sein Museum (u.a. aus den USA).

 

Andre Gorsatts Bezug zu Basel

Vor allem in den Anfangsjahren seiner Strahler-Karriere konnte Andre von einer idealen Symbiose profitieren – der engen Kooperation zwischen einem jungen Profi-Strahler und dem Fach-Mineralogen Prof. Stefan Graeser, einem Dozenten für Mineralogie an der Universität Basel. Graeser wuchs ebenfalls im Binntal auf, studierte Mineralogie an der Universität Bern und verfasste eine Dissertation über Mineralien des Binntals, ein Thema, das ihn sein Leben nicht mehr loslassen sollte.

Die beiden, Stefan Graeser und Andre Gorsatt, kannten einander quasi von Kindesbeinen an, und es war naheliegend, dass der Strahler Gorsatt seine unbekannten Fundobjekte durch den Mineralogen Graeser, der mittlerweile an Museum und Uni Basel berufen worden war, untersuchen liess. Graeser hatte sich hier mit SNF-Mitteln ein modernes Labor für Röntgendiffraktion eingerichtet – und Gorsatts Funde bedeuteten eine wertvolle Ergänzung für seine eigene Forschung. In der Folge gelangten Hunderte von Mineralproben zur Bestimmung nach Basel, deren Untersuchungsresultate eine wichtige Basis für Gorsatts Buch über die Mineralien des Binntals darstellten; im Literaturverzeichnis wird auf über 40 Publikationen von Stefan Graeser Bezug genommen. Die erfolgreiche Sammlertätigkeit auf der Basis seiner umfassenden, durch „on the job“ gewonnenen Kenntnisse und Erfahrungen sowie seine Fähigkeit, die Sprache der Gesteine zu deuten, haben ihn zu einem wertvollen wissenschaftlichen Partner des Basler Mineralogen Stefan Graeser werden lassen.

Allmählich wurde Andre Gorsatt (und auch andere lokale Strahler) mit den neuen Mineralien vertraut. Das hatte zur Folge, dass viel interessantes Material teils geschenkweise, teils käuflich vom Naturhistorischen Museum Basel für Ausstellungszwecke und wissenschaftliche Arbeiten erworben werden konnte.

In vielen Exkursionen im Binntal und mit umfangreicher Vortragstätigkeit im deutschsprachigen Raum sowie mit der Teilnahme an Mineralienbörsen im In- und Ausland brachte Gorsatt die Mineralien des Binntals auch einem interessierten und teils sehr sachkundigen (Sammler-)Publikum nahe. Schliesslich ist Andre Gorsatt auch ein Naturforscher, was durch sein ökologisches Sehen und Wirken (besonders deutlich in seinem jüngsten Buch „Die besten Seiten des Binntals“, 2014) und auch sein langjähriges Hobby, die Imkerei, deutlich wird.

 

Die Stiftung

Schon früh hatte Gorsatt begonnen, eine eigene Sammlung anzulegen, die anfangs wegen fehlender finanzieller Mittel gelegentlich teilweise „geplündert“ werden musste.  Doch dank seiner Liebe zum Fachgebiet, seiner enormen Kenntnisse und Erfahrungen konnte er 2012 ein grosses, modern eingerichtetes Mineralien-Museum in Fäld eröffnen, wo seine Glanzstücke einen idealen Platz gefunden haben. Es dürfte sich wohl um eine der kostbarsten, fachmännisch zusammengestellten Sammlungen aus dem „Tal der Mineralien“ handeln. Vorausschauend gründete Andre Gorsatt 2014 zusätzlich eine Stiftung; so wird der Verbleib der einzigartigen Sammlung im Binntal garantiert und bleibt für Öffentlichkeit und Wissenschaft nachhaltig zugänglich.


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