Amerbach, Bonifazius

der durch Holbeins Bildnis auch äußerlich allgemein bekannte und berühmte Basler Jurist (1495-1562) war der dritte und jüngste Sohn des Buchdruckers Johannes A. Schon als Knabe wurde er von seinem Vater zu J. Sapidus an die Lateinschule in Schlettstadt geschickt (1507/09), erwarb anschließend in Basel die unteren akademischen Grade und studierte dann wiederum auswärts, bei den größten Fachgelehrten seiner Zeit - 1513/19 bei Zasius in Freiburg, 1520/25 bei Alciat in Avignon - die Rechte. Nachdem er als Doctor legum und sprachgewandter Mann aus Südfrankreich zurückgekehrt war, trat er sogleich die ihm schon im Jahr zuvor verliehene Professur als Nachfolger Cantiunculas an und wurde im Laufe seiner Amtszeit fünfmal Rektor (später 1535, 1540, 1551 und 1556). Als typischer Humanist liebte er die klassischen Studien kaum weniger als sein eigenstes Gebiet und verkehrte mit vielen Gelehrten. Sehr eng war seine Bindung an Erasmus, der ihn in seinem Testament zum Verwalter seiner Stiftung einsetzte. Ihre gewissenhafte Betreuung sowie die - besonders nach der Ernennung zum Stadtsyndikus (1535) - häufig verlangten Gutachten, zu denen auch die Vorschläge für die Reform der juristischen Fakultät (1536) gehörten, nahmen seine Zeit voll in Anspruch; es sind deshalb von ihm keine größeren Werke, sondern nur zahlreiche Aufzeichnungen und Briefe erhalten. Er begann die Kunstsammlung, die später von seinem Sohn Basilius ausgebaut wurde und heute den Kern der Basler Kunstschätze bildet.

Quelle: Ganz, Paul Leonhard: Die Miniaturen der Basler Universitätsmatrikel, Basel 1960.