Impulse für die grenzüberschreitende Zusammenarbeit

Forschungsnetzwerke und Kooperationen
Universitäten haben schon immer Netzwerke unterhalten, Beziehungssysteme, die sich allein schon durch die berufliche Mobilität und die Forschungskontakte der Dozierenden sowie durch die Mobilität von Studierenden ergeben. Diese so genannten Netzwerke sind aber nur die unverbundene Summe individueller Fachkontakte. Und sie beschränken sich nicht und konzentrieren sich schon gar nicht speziell auf eine Kleinregion. Im Gegenteil, sie sichern sogar eher die Weite, peilen oft ferne Destinationen an, etwa die Südspitze Chiles (im Falle der Astronomie) oder St. Petersburg, Boston, Shanghai.

Spuren von Netzwerken zwischen Basel, Freiburg und Strassburg finden sich sicher schon Ende der 1970er Jahre. Auf Grund der zur Verfügung stehenden Akten ist es jedoch schwer zusagen, welche Fächer dies betraf. Zu diesen frühen Formen der Kooperation gehörten zunächst Fachtreffen, Informationsbesuche, Jahrestreffen, monatliche Stammtische, Kolloquien, Vorträge, Meetings, Workshops, Arbeitsgruppen; dann aber auch Gastvorträge, Informationsbesuche auf Fachebene, gemeinsame Lehrveranstaltungen (Seminar, Vorlesungen, Exkursionen) und extra-curriculare Treffen (etwa in den Bereichen Musik und Sport).
Wie die Akten zeigen, wurde bereits im April 1984 über gemeinsame Jahreskolloquien, cycles de conférences, Parallelstudium und gemeinsame Regio-Legitimationskarte nachgedacht. Der Ausweis wurde dann «lange» vor EUCOR, nämlich 1985 (in Basel) für drei Universitäten und 1987 (in Karlsruhe) für alle sieben Universitäten beschlossen. 

Beteiligte Diszplinen
In welchen Disziplinen fanden die häufigsten Kontakte statt? In dieser «Frühphase» waren es in bemerkenswerter Weise weniger die stärker standardisierten Naturwissenschaften, sondern eher die national stärker geprägten Wissenschaften, von den Rechtswissenschaften über die Germanistik bis zur Völkerkunde. In Basel war man sich 1984 bewusst, in diesem Austauschprozess (insbesondere im breiten Feld der Orientalistik) mehr zu beziehen als anbieten zu können. Bei der Suche nach «Gegenangeboten» kam nur gerade die Astronomie in den Sinn - «ein kleines, aber sehr forschungsintensives Institut». Zugleich berichtete das Rektorat, dass man in der Philosophisch-Historischen Fakultät über die Angebote aus Freiburg nicht nur begeistert sei: Vor allem die kleinen Fächer müssten sicher sein, dass es nur um Ergänzungen gehe, wo man nichts oder kaum was habe - «und dass sicher nicht in Basel irgendetwas mit Hinweis auf Freiburg gestrichen wird».  Die Universitätsleitungen waren überzeugt, dass viele Fachvertreter erst auf konkreten Anstoss hin mit Kollegen anderer Universitäten kooperieren würden. Ihre Impulse kamen insofern top-down, sie waren zugleich aber von der Überzeugung begleitet, dass die Konkretisierung dann bottom-up geschehen müsse. Und diese galten nicht grossen Studentenzahlen. Dekan Heinrich Löffler bedankte sich am 17. Oktober 1986 beim Auslandamt der Uni Freiburg, dass zwei Studierende für das Nebenfach Sinologie aufgenommen worden sind, und fragt zugleich an, ob ein dritter Student als Nebenfach Indologie studieren dürfe.

Konferenzen
Ein weiterer wichtiger Impuls ging von einer auf den fernen Jahrtausendhorizont ausgerichteten «table ronde regionale» des Europarats vom November 1983 aus. Sie hatte zum Thema: «Les politiques de l'enseignement supérieur et de la recherche a l'approche de l'an 2000 dans les regions du bassin du Rhin Supérieur».

Die Konstituierung einer Konferenz der Rektoren und Präsidenten der oberrheinischen Universitäten im Februar 1984, mit der festere Strukturen in die grenzüberschreitende Zusammenarbeit gelegt wurden, kann ebenfalls als wichtiger Impuls angesehen werden.

Diese Impulse erhielten im Januar 1987 in der «Gemeinsamen Erklärung der Rektoren und Präsidenten der Oberrheinischen Universitäten» ihre genaueren Konturen. EUCOR ist das direkte Produkt der Rektorenkonferenz. Sie hiess die Konvention am 19. Oktober 1989 gut, sie musste das Geschäft aber von je ihren Behörden noch genehmigen lassen, so dass die feierliche Unterzeichnung erst im Dezember 1989 möglich war.