Bildungsmigration und institutionalisierter Austausch
Der Blick nach Osten hat in Basel Tradition und Zukunft. Von der Gründung bis heute spielen Einflüsse aus Osteuropa – ob es sich um bildungshungrige Studenten, Wissenschaftler auf der Flucht oder institutionelle Zusammenarbeit handelt – eine bedeutende Rolle für die Universität. Die Eindrücke und Lehren aus Basel wiederum prägen die jeweiligen Herkunftsländer der Studierenden und Dozierenden.
In Polen ist beispielsweise ein langandauernder Austausch und nachhaltiger Einfluss der schweizerischen auf die polnische Bildungslandschaft nachzuvollziehen, der sich seit dem 16. Jahrhundert vor allem auf der Ebene der bildungsreisenden Elite und damit der in Basel Studierenden zeigt. Ähnliche Migrationsbewegungen sind auch für Ungarn festzustellen, von wo aus vor allem im 18. Jahrhundert der protestantische Theologennachwuchs zur Ausbildung nach Basel kam.
Ebenfalls schon im 16. Jahrhundert zeigte sich nicht nur die Attraktivität der Universität für Studierende aus dem Ausland sondern vor allem auch das Interesse Basels an einem – informierten – Blick nach Osten, das sich später in diplomatischen, akademischen und Handelsbeziehungen differenzieren sollte. So war – um nur ein Beispiel zu nennen – der Basler Buchdruck mit der Veröffentlichung zahlreicher Werke zur Rus' entscheidend mitverantwortlich für die in Europa kursierenden Russlandbilder.
Schliesslich hat das Studium der osteuropäischen Geschichte und Kulturen an der Universität Basel seit etwa dem Beginn des 20. Jahrhunderts einen besonderen Rang. Die vielfältigen Kooperationen und Projekte des Lehrstuhls für Osteuropäische Geschichte und der Basler Slavistik schlagen sich in Vereingründungen, dem virtuellen Seminar mit Tscheljabinsk, Exkursionen, Volkshochschulkursen und vielem mehr nieder.