Die Geschichte der Basler Germanistik

Die Geschichte der Germanistik in Basel beginnt, wie viele andere auch, mit dem Universitätsgesetz von 1818., das die Gründung eines ersten Lehrstuhls für «Deutsche Literatur» vorsah. 1819 wurde der aus Sachsen stammende Carl Friedrich Sartorius der erste Basler Germanistik Professor.

Wie andere Nachbardisziplinen auch war auch die junge Literaturwissenschaft durch einen deutlich historischen Schwerpunkt geprägt und widmete sich in erster Linie der Literatur des Mittealters, der Altertumskunde und der Mythologie. Eine erste Trendwende wurde in Basel durch die Berufung Wilhelm Wackernagels eingeleitet. 1832, im Alter von 26 Jahren berufen, etablierte und vertrat er für die folgenden 37 Jahre einen neuen, stärker philologisch ausgerichteten Ansatz.

In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts setzten mehrere in kürzeren Abständen aufeinanderfolgende Professoren (Moritz Heyne, Otto Behagel, Rudolf Kögel, John Meier, Julius Petersen, Rudolf Unger) unterschiedliche Sprach- und Literaturwissenschaftliche Akzente. Die zunehmende Ausdifferenzierung führte an der Wende zum 20. Jahrhundert zur Gründung eines zweiten Lehrstuhls, der sich Älterer Literatur und Sprachgeschichte widmete. 1909 wurde mit Eduard Hoffmann-Krayer zum ersten Mal ein Schweizer auf einen germanistischen Lehrstuhl in Basel berufen.

In den 1930er und 40er Jahren grenzte sich die Basler Germanistik deutlich von nationalsozialistischen Forschungsansätzen in Deutschland ab. Walter Muschg entwickelte das Konzept der «Tragischen Literaturgeschichte», das die Szene der petoschen Prdouktivität und ihre gesellschaftlichen ‹Opfer› in den Mittelpunkt des Nachdenkens über Literatur stellte. Die Inhaber des Lehrstuhls für Ältere Literatur und Sprachgeschichte (Friedrich Ranke 1938-1952, Heinrich Wagner 1952-1958, Heinz Rupp 1958-1988) forschten zu unterschiedlichen mediävistischen Bereichen, beispielsweise zum höfischen Mittelalter (Ranke), oder über das systematiche Verhältnis zwischen gesprochener und geschriebener Sprache (Rupp).

Die Bedeutung der Linguistik zunächst durch die Berufung Ernst Erhard Müllers auf einen Lehtstuhl für Geschichte der deutschen Sprache unter besonderer Berücksichtigung der Mundartforschung gestärkt und 1975 durch die Schaffung eines eigenständigen Lehrstuhls für Sprachwissenschaft (Heinrich Löffler 1975-2004) erneut betont. Hinzu kam in den Jahren 1978-1988 ein Extraordinariat für schweizerisch-landeskundliche Belange, das von Robert Schläpfer besetzt wurde.

Um den seit den 1960er Jahren stark ansteigenden Studierendenzahlen gerecht zu werden wurden zahlreiche neue Stellen geschaffen. Gab es 1952 erst eine Assistenzstelle, waren es 1969 schon acht. Als Professoren für Literaturwissenschaft wurden 1968 Karl Pestalozzi und Martin Stern berufen. Das seit 1980 von Louis Wiesmann besetzte Extrordinariat für Neuere deutsche Literatur übernahm von 1980-2001 Christoph Siegrist. Einen weiteren methodischen ‹turn› hinzu einem stärker kulturwissenschaftlich geprägten Ansatz erfuhr die Basler Germanistik durch die Berufung von Gabriele Brandstetter (1997-2003).

Orte der Basler Germanistik
1885 wird der Lehrstuhl für Literatur mit der Romanistik zum Germanisch-Romanischen Seminar verbunden und erhält ein Zimmer am Münsterplatz 8 im Gebäude der Allgemeinen Lesegesellschaft. Der gleiche Raum wird außerdem noch von der Neuphilologie und der Geschichtswissenschaft genutzt.
Etwas Entspannung in diese räumliche Situation brachten neue Räume im Bischofshof, die im Wintersemester 1900 bezogen wurden und ein weiterer Umzug 1907 in die Augustinergasse 8. Seit 1917 war für fast 50 Jahre das Seminarhaus am Stapfelberg Sitz des Deutschen Seminar, bis dann seit den 60er Jahren wieder mehrere Ortswechsel vorgenommen, zunächst an den Aeschengraben 9, dann in die Clarastrasse 13. 1990 konnte dann der von der Universität erworbene und neue renovierte Engelhof bezogen werden.