1560: Selbstdarstellung im Fenster
Hundert Jahre nach der Gründung der Universität Basel fand im Jahr 1560 noch keine eigentliche Jubiläumsfeier statt. Zur Einweihung der neuen Bibliothek am Rheinsprung wurden 1560/64 aber zehn Glasscheiben gestiftet, in denen die Universität und ihre Glieder sich selbst darstellen und inszenieren konnten.
Noch 1660 zum ersten Universitätsjubiläum, das die Universität Basel feierlich beging, hielt ein anonymer Kalendereintrag zur Zweihundertjahr-Feierlichkeit fest: «so aber vor 100 Jahren nicht gefeyret worden». Auch wenn also 1560 noch nicht mit einem eigentlichen Jubiläum der Gründung der Universität gedacht wurde, ist im Zusamenhang mit der Stiftung der Glasscheiben für die neue Bibliothek, dem sogenannten Brabeuterium, gelegentlich der Eindruck erweckt worden, die Universität Basel habe bereits zu ihrem hundertjährigen Bestehen ein Jubiläum ausgerichtet. Es gibt aber keine Quellen oder verlässliche Hinweise darauf, dass die Universität Basel schon 1560 – und damit als erste Universität überhaupt – eine solche Jubiläumsveranstaltung durchgeführt hätte.
Eigentliche Jubiläumsfeiern mit ihrem spezifischen, weitgehend ritualisierten Ablauf kamen an den deutschen Universitäten erst einige Jahre später auf. Das früheste Universitätsjubiläum, von dem wir wissen, fand 1578 in Tübingen statt, es folgten 1587 Heidelberg, 1602 Witttenberg und 1609 Leipzig. Basel feierte erst 1660 zum ersten Mal den (200sten) Geburtstag seiner Universität.
Die Stiftung von Glasscheiben zur Selbstrepräsentation
Absolut gebräuchlich war es hingegen, zur Einweihung von Gebäuden Glasscheiben zu stiften, die der eigenen Selbstinszenierung dienten. So hielten es in den Jahren 1560 bis 1564 auch die Universität, die vier Fakultäten, drei Professoren, die Deputaten und die Bibliothekare, die je mit einer eigenen Scheibe im neu eingeweihten Brabeuterium vertreten waren.