«Wissen bewegt uns» – Die Feierlichkeiten zum 550-Jahre-Jubiläum

2010 wurde mit einer Reihe «bewegender» Festivitäten für die Öffentlichkeit an die Gründungszeit erinnert und zugleich in die Zukunft geblickt.

Grosse Feste erhalten einen Namen, damit sie sich auch einen machen können. Auch die Basel benachbarten Universitäten feierten in den letzten Jahren Jubiläen und entwickelten dafür eigene Slogans. 2007 hatte die Albert-Ludwig-Universität in Freiburg i. B. 550 Jahre Bestehen gefeiert, die Universität Zürich konnte 2008 ihren 175. Geburtstag feiern und im Jahr darauf die Universität Bern. Freiburg feierte unter dem Motto «Bright Minds for a Better World - Wir sind die Universität», Bern titelte «Wissen schafft Wert - Ein Jubiläum für alle» und die Uni Zürich benannte die Festveranstaltungen kurz und bündig mit «Wissen teilen». So stand die 550-Jahr-Feier der Universität Basel ebenfalls unter einem Motto: «Wissen bewegt uns». Das Motto spielte auf die Beweglichkeit der Wissenschaft sowie auf ihre Fähigkeit Emotionen zu wecken an. Mit der Durchführung von Festlichkeiten in Basel und - im Rahmen der Veranstaltungsreihe «Wissen mobil» - zum ersten Mal anlässlich eines Universitätsjubiläums auch in Liestal, Porrentruy und Aarau wurde die verstärkte überregionale Zusammenarbeit sichtbar gemacht und den Hoffnungen auf künftige Partnerschaften Ausdruck verliehen. Ziel war ein Dialog mit der Öffentlichkeit und die stärkere Identifizierung mit der «Marke Universität Basel», indem die lange Geschichte gefeiert und gemeinsam in die Zukunft geblickt wurde.

«Wissen bewegt» – ein Jahr lang in vier Kantonen

Der Auftakt zu den grossangelegten Feierlichkeiten fand am Wochendende vom 17. und 18. April statt, weil in diesem Jahr der eigentliche Gründungstag der Universität, der 4. April, auf den Ostersonntag fiel. Feierlich eröffnet wurde das Jubiliäum in der Stadtkirche in Liestal, wo Rektor Antonio Loprieno, Bundesrat Moritz Leuenberger sowie die Regierungspräsidenten von Basel-Landschaft und Basel-Stadt vor 200 geladenen Gästen aus Politik, Kultur, Wirtschaft und Wissenschaft ihre Ansprachen hielten. Am «Markt des Wissens» in der Altstadt von Liestal stellten sich die verschiedenen Institutionen und Organisationseinheiten der Universität der Öffentlichkeit vor und luden mit Workshops zur aktiven Teilnahme ein. Wie schon 1960 erlaubte es die Vielfältigkeit der Festlichkeiten, verschiedene Zielgruppen anzusprechen. Der viertägige Kongress zum Thema Wissen, der vom 25.-29. Mai im Kollegiengebäude stattfand, teilte sich in zwei Teile: Am «Wissenskongress» hielten international renommierte Forscher - keine Forscherinnen -  öffentliche Vorträge, bis auf eine Ausnahme in englischer Sprache. Das Programm von «Science and Fiction» bestand aus einem ganztägigen Workshop, der mit einem Symposium von Hirnforschern der Universität und Science-Fiction-Autoren bewusst populärwissenschaftlich ausgerichtet war. Für die breitenwirksame Feier in Basel vom 17.-19. September wurde der «Markt des Wissens» rund um den Petersplatz veranstaltet, im Umfang erheblich erweitert und um Konzerte und Shows bekannter UnterhaltungskünstlerInnen ergänzt. Die Idee, Wissen mobil zu machen und damit als moderne Form von Wissensvermittlung zu präsentieren erwies sich als erfolgreich: gegen 80 000 BesucherInnen kamen ans «Fest der Wissenschaften» in Basel, in Liestal waren es etwa 20 000, in Solothurn, Porrentruy und Aarau je gegen 5000 gewesen. Überall war das Programm an eine möglichst breite Alters- und Zielgruppe angepasst. Gut besucht war auch die von Studentinnen geleitete Führung des Frauenstadtrundgangs am 25. April.

Anders als bei früheren Anlässen richtete sich das Jubiläum insgesamt explizit an eine zunächst nicht näher definierte «breite Öffentlichkeit». Während sich die interessierte Bevölkerung 1960 um Eintrittskarten zum «Tag der Wissenschaften» bemühen musste, waren die vier Gastvorträge von Wissenschaftlern aus international renommierten Universitäten - unter anderem von Nobelpreisträger Luc Montagnier - am Wissenskongress zur 550-Jahr-Feier öffentlich. Der Anlass unterstrich die gute Vernetzung und Positionierung der Basler Universität in der internationalen Forschung und bot Gelegenheit, die Attraktivität des eigenen Forschungsstandortes darzustellen. Die vier Themenschwerpunkte des Kongresses - Mensch, Kultur, Welt, Technologie - repräsentierten die Leitideen, auf die sich die Universität im Strategieplan von 2007 verpflichtet hatte.

Ausstellungen und Festkantate

Das Musikwissenschaftliche Seminar, das 2010 überdies sein 100jähriges Bestehen feierte, organisierte am 18. Oktober ein Festkonzert im Stadtcasino. Im Mittelpunkt stand Hans Hubers «Kantate zum Jubiläum der Universität Basel», die 1910 zum 450-Jahre-Jubiläum uraufgeführt worden war. Schweizer Radio DRS zeichnete das Konzert auf und sendete es zu einem späteren Zeitpunkt. Zwei Tage vorher hatten im Festsaal des Messegeländes der Uniball und ein anschliessendes Galadiner stattgefunden.

Umrahmt wurden die übers Jahr verteilten Festtage von diversen Ausstellungen. Am 24. April wurde im Münster die Ausstellung «Schatzkammern der Universität Basel» mit einer ökumenischen Vesper und einem Vortrag von Prof. Dr. Arnold Esch (Rom) eröffnet. Die Ausstellung zeigte Exponate aus der Gründungs- und Frühzeit der Universität, etwa die päpstliche Stiftungsbulle, die Rektoratsmatrikel oder den Briefwechsel zwischen Oekolampad und Zwingli. Zur Ausstellung erschien ein ausführlicher Katalog, in dem ein Team von Wissenschaftlern um den Theologen Martin Wallraff in Zusammenarbeit mit der Universitätsbibliothek und dem Staatsarchiv die Exponate kommentierte. Im April eröffnete die Universitätsbibliothek den ersten Teil der Ausstellung «Sammeln, sichten, sichtbar machen», der Einblick in die Nachlässe von Basler Gelehrten und ehemaligen ProfessorInnen bot, darunter in denjenigen der ersten Professorin Basels, der Slavistin Elsa Mahler. Der zweite Teil der Ausstellung folgte im September und gab einen Einblick in die Geschichte des Buchdrucks und der Entstehung wissenschaftlicher Editionen. In der Skulpturenhalle richtete das Archäologische Seminar eine Sonderausstellung zu «Kuba und der Klassischen Antike» ein, die ebenfalls im September startete.

Symbolische Orte zur Erinnerung an die Gründungszeit

Wie bei den bisherigen Jubiläen fanden auch einige Anlässe in geschlossener Gesellschaft statt, so etwa die Abschlussfeier am Dies Academicus im Basler Münster und dem anschliessenden Festessen im Grossen Saal der Messe. Zum Gedenken an die Gründung wurde die Feier zum Dies Academicus von der Martinskirche ins Münster verlegt. An diesem 26. November inszenierte die Universität einen feierlichen Umzug vom Naturhistorischen Museum zum Münster, bei dem die VertreterInnen der verschiedenen Fakultäten in ihren Talaren erschienen. Nach den Reden von Rektor Loprieno und Emil Angehrn, Ordinarius für Philosophie, verliehen die Fakultäten die Ehrenpromotionen, die Fakultätspreise und weitere Auszeichnungen für besondere Leistungen in Forschung und Lehre. Ein besonderer Beitrag war die von Georg Friedrich Haas für das Jubiläum komponierte und vom «Ensemble Phoenix Basel» aufgeführte Festmusik «Damit die Geister der Menschen erhellt und der Verstand erleuchtet werden», welche die päpstliche Gründungsbulle zitiert.

Universitätsgeschichte digital

Ein Mammutprojekt zum Jubiläum war auch die wissenschaftliche Aufarbeitung der Geschichte der Universität für diese Website unter der Leitung von Susanna Burghartz und Georg Kreis, die zugleich zahlreiche neue Forschungen vor allem zur jüngeren Geschichte anstiess.
Am Historischen Seminar wurden zudem seit 2007 vermehrt Lehrveranstaltungen zur Geschichte der Universität angeboten, deren Ergebnisse die Basis für einige Beiträge auf dieser Website darstellen.
Mit den Jubiläumspublikationen erschienen neue Forschungen zur Universitätsgeschichte auch in Druckform: Historiker Georg Kreis rekonstruierte in «Orte des Wissens» anhand der Entwicklung der Bauten die Geschichte der Universität Basel und Mario König arbeitete in seiner Studie «In eigener Sache» die letzten 25 Jahre Universitätsgeschichte auf. Unter Leitung von Emil Angehrn wurde im September 2010 ein Stück Wissenschaftsgeschichte an der Tagung «Philosophie in Basel - Prominente Denker des 19. und 20. Jahrhunderts» betrachtet, zu der 2011 ein gleichnamiges Buch erschien.