Ludwig Ringler, Wappenscheibe des Bonifacius Amerbach, Kunstmuseum Basel Inv. Nr. G 11.

Die Rollwerkkartusche im Sockel trägt die Inschrift: «BONIFACIVS AMERBACHIVS I(VRIS) C(ONSVLTVS)». Aus persönlichen Notizen von Bonifacius Amerbach, die nicht nur den Text der Devisen und Inschriften, sondern auch Vorschläge zur Gestaltung einzelner Bildelemente z.T. nach der zeitgenössischen Emblemliteratur enthalten, kennen wir für diese Scheibe die enge Zusammenarbeit zwischen dem intellektuellen Auftraggeber und dem ausführenden Künstler. Im Mittelfeld auf blauem Hintergrund das Wappen von Amerbach. Das von ihm zusammen gestellte Programm der Begleitfiguren und Sinnsprüche charakterisiert den 65jährigen Gelehrten als selbstgenügsamen Weisen. Besonders deutlich wird dies in den Devisen der Arkadenzwickel: links «ΕΣΤΙ ΠΟΡΙΣΜΟΣ ΜΕΓΑΣ Η ΕΥΣΕΒΕΙΑ ΜΕΤΑ ΑΥΤΑΡΚΕΙΑΣ» (Es ist aber ein grosser Gewinn, wer gottseelig ist und lässt sich begnügen, 1. Tim 6,6), rechts «CONTENTUM REBVS SVIS ESSE MAXIMAE SVNT CERTISSIMAEQVE DIVITIAE» (Zufrieden zu sein mit dem, was man hat, ist der grösste und sicherste Reichtum, Cicero Paradoxa). Zwischen diesen Inschriften thront «ΑΥΤΑΡΚΕΙΑ», die Selbstgenügsamkeit, ein Füllhorn in der einen, einen Olivenzweig in der anderen Hand, die Füsse stützt sie auf die gefesselte «ΦΙΛΑΡΓΥΡΙΑ», die Geldgier/den Geiz. Links steht «NEMESIS» mit gewinkeltem Ellenmass und Zaumzeug als Personifikation des strafenden und gerecht ausgleichenden Schicksals, recht «IVSITITA» mit Waage und einem Fascesbündel, dem altrömischen Symbol der Hoheits- und Amtsgewalt, das Amerbach ebenso aus den Hieroglyphica des Pierius Valerianus (Basel 1556) kannte wie das Symbol des auf einem Bein stehenden Kranichs mit einem Stein in der erhobenen Kralle, der sich so am Einschlafen hinderte und seine Wachsamkeit stärkte.