Der Vorabend: Im Glanz von Mittelalter und Moderne
Am 5. September 1860 wurden die zahlreichen Gäste des Universitätsjubiläums gastfreundlich im Kleinbasler Gesellschaftshaus empfangen. Für Unterhaltung sorgte der Auftritt des als «mittelalterlich» empfundenen Vogel Gryffs. Als die Gäste den Nachhauseweg antraten, konnten sie das beleuchtete Universitätsgebäude, ein Sinnbild für die «moderne Zeit», am gegenüberliegenden Rheinufer bestaunen.
Begrüssung im traditionsreichen «Café Spitz»
Am Vorabend des 6. Septembers empfing man die im Verlauf des Tages angereisten auswärtigen Gäste im Gesellschaftshaus in Kleinbasel: Professoren, Dozenten, Ehrengäste und frühere Schüler der Universität. Das Gesellschaftshaus der drei Ehrengesellschaften bot sich besonders gut an für einen ersten Eindruck, den die Gäste von Basel bekommen sollten, denn das Haus mit dem spitzen Uhrenturm – weswegen es im Volk scherzhaft den Namen «Café Spitz» erhielt – war gerade renoviert worden. Darüber hinaus verwies das Gesellschaftshaus der Kleinbasler Ehrengesellschaften, welche zwar keine eigentlichen Handwerkerzünfte, aber doch seit dem Mittelalter bestehende Interessensgemeinschaften von Basler Bürgern waren, auf die lange städtische Tradition der Stadt Basel.
Auftritt der drei Ehrenzeichen von Kleinbasel
Die Gäste erhielten ein weisses Seidenbändchen, auf denen Basilisk und Baselstab sowie die Jahreszahlen 1460 und 1860 abgebildet waren, und die Festkarten, welche als Teilnahmetickets galten. Eine «kleine Überraschung», so schreibt es der offizielle Festbericht, sei es gewesen, dass nicht nur die universitären Deputationen, sondern auch die angereisten ehemaligen Studenten die Teilnahmekarten für das Fest gratis erhielten.
Der Abend des 5. Septembers erreichte seinen Höhepunkt mit dem unter Trommelwirbel abgehaltenen Auftritt der drei Ehrenzeichen von Kleinbasel: Der Wilde Mann, der Löwe und der Greif traten in ihrem «grotesken Costüm» auf und vollführten ihre «charakteristischen Tänze». Zwar sind die drei Figuren erstmals für das Jahr 1597 dokumentiert, der Festbericht lässt uns aber wissen, ihr Auftritt sei als «ein Stück in unsere moderne Zeit hinreichenden Mittelalters» empfunden worden.
Beleuchtete Universität am anderen Rheinufer
Bei der Heimkehr am späten Abend dann «leuchtete» den Gästen «das von Oben bis Unten im Lichtglanz strahlende Universitätsgebäude» entgegen. Es zeigen sich damit schon in der Gestaltung des Jubiläumsauftaktes zwei Motive, die im Verlaufe der beiden folgenden Festtage immer wieder aufgegriffen wurden: einerseits ein Bezug auf das Mittelalter als Gründungszeitalter der Universität und als Blütezeit der Stadt Basel, andererseits der Glaube an die Befindlichkeit einer «modernen Zeit». Als Zeichen einer blühenden Gegenwart «leuchtete» die Universität den Gästen, die den Rhein überquerten, entgegen, ebenso wie am nächsten Abend das Licht des studentischen Fackelumzuges die Gäste nach Hause begleitete.