Die Inszenierung des Fackelzuges

Der studentische Fackelzug zum Universitätsjubiläum hatte bereits eine lange Tradition. Er symbolisierte nicht nur den Zusammenhalt zwischen der Studentenschaft und ihrer Universität, sondern auch den Glauben an die wegweisenden «Fackeln der Wissenschaft». Die Schweizer Filmwochenschau strahlte am 8. Juli 1960 eine Aufnahme des Fackelzuges aus und kommentierte, das mächtige Feuer der Flammen vereine sich in der «lebensvollen Rheinstadt» mit der «Flamme des freien forschenden Menschengeistes».

Am Abend des dritten Festtages fand der Fackelzug der Studentenschaft statt, der wie der grosse Umzug am Nachmittag vom Petersplatz «durch das Herz der Stadt» hin zum Münsterplatz führte. Es war schon dunkel, als die Studenten und die korporierten Studentenschaften mit etwa 1500 Fackeln singend durch die beflaggte Stadt zogen. «Der endlose Feuerzug und die fröhlichen Lieder» hätten «zahlreiches schaulustiges Publikum angelockt», hält der Festbericht fest.

Inmitten dieses feierlichen Szenarios übergab der Präsident der Studentenschaft, stud. iur. Andreas Kohlschütter, der Universität die Geschenke der Studentenschaft: die vier Jubiläumsschriften in besonders schön gebundenen Exemplaren und dazu ein Likörservice. Und auch die farbentragenden Verbindungen hatten ein Geschenk für die Universität vorbereitet. Ihr Vertreter, stud. iur. Peter Lenz, übergab dem Rektor eine kleine Publikation zur Geschichte der Studentenverbindungen. Die Geschenke wurden gebührend verdankt und ein letzes Lied angestimmt, bevor die Studenten ihre Fackeln traditionsgemäss auf einen grossen Haufen warfen. 

Der studentische Fackelzug war bereits beim Jubiläum von 1860 gross inszeniert worden und hatte sich in der Zwischenzeit als ein fester Bestandteil der universitären Jubiläumskultur etabliert. Dass der Rektor bei seiner Ansprache einige Gedanken über die «Fackeln der Wissenschaft» und die «Fackeln des Lichts» ausführte, war keine Überraschung. Eine solche symbolische Aufladung des Fackelzugs hatte bereits im 19. Jahrhundert stattgefunden. 

Auch die Schweizer Filmwochenschau übernahm diese Rhetorik und berichtete nicht nur davon, wie sehr der stimmungsvolle Umzug ein «neues Zeichen für die enge Verbindung zwischen Stadt und Universität» abgebe. Die Stimme aus dem Off liess wissen: «Auf dem Münsterplatz vereinen sich die Flammen zum mächtigen Feuer, hell leuchtet in der lebensvollen Rheinstadt die Flamme des freien forschenden Menschengeistes.»