Die Festreden

Die Reden an der Eröffnungsfeier in Liestal

Wie am Dies Academicus waren auch an der Eröffnungsfeier in der Stadtkirche Liestals unter den Festrednern Vertreter der Universität, der Trägerkantone und des Bundes. Nach Rektor Antonio Loprieno sprach Bundesrat Moritz Leuenberger, es folgten die Regierungspräsidenten von Basel-Stadt, Dr. Guy Morin, und von Baselland, Urs Wüthrich-Pelloli. Gemeinsame Themen waren die jüngste Entwicklung des Staatsvertrages von Basel-Stadt und Baselland und die Sorge um die Zukunft der Universität vor dem Hintergrund zunehmenden ökonomischen Drucks. 

Ähnlich wie schon zum 500-Jahre-Jubiläum mahnten einige Redner, die Universität dürfe sich nicht als «Elfenbeinturm» verstehen. Sie müsse in den «Dialog mit der Bevölkerung» treten, betonte der Regierungspräsident von Baselland und nahm Edgar Salins Konzept des Arbeitsrappens als Beispiel für eine Wissenschaft im Dienste der Gesellschaft. Der Regierungspräsident von Basel-Stadt nannte «Finanzkrise, Klimaerwärmung, Hunger in der Dritten Welt, Aufprall der Kulturen» als dringende Probleme, für die es gemeinsam Lösungen zu suchen gelte. Bundesrat Moritz Leuenberger wünschte sich mehr «Mut zu einer offenen Haltung» und warnte vor fremdenfeindlichen Diskursen auch im Zusammenhang mit der Zunahme ausländischer Studierender und Dozierender an Schweizer Universitäten.

«Das emotionale Gedächtnis verdichten» - Die Rede des Rektors

Die Eröffnungsrede in Liestal hielt Rektor Antonio Loprieno, der seit 2006 im Amt ist. Seit dem letzten Jubiläum hatte sich die Rolle des Rektors grundlegend verändert: 1998 wurde das Rotationsmodell für das Rektorenamt aufgegeben und die Stelle in ein hauptberufliches Amt umgewandelt. Dieses befinde sich heute immer noch in der Übergangsphase vom «Primus inter pares zum CEO».

Loprieno begründete in seiner Rede auch, weswegen wie schon vor hundert Jahren «bloss» ein Zwischenjubiläum gefeiert wurde. Zwar könne sich die Universität Basel stolz die älteste Universität der Schweiz nennen, aber Alter sei nicht per se ein Indiz für Qualität. Die «regelrechte Flut an akademischen Jubiläen», die in der letztem Zeit gefeiert wurden, erklärte er mit der gewandelten Bedeutung solcher Feiern: Sie stünden nicht mehr im Zeichen der eigenen Geschichte, sondern der «gemeinsamen Erinnerung» und des «emotionalen Gedächtnis». Bis vor etwa zwei Jahrzehnten habe die europäischen Universitäten ein Denken in disziplinären Schranken geprägt, nun sei langsam ein Gesinnungswandel zu spüren. Heute gehe es darum, diese Schranken zu überwinden und die Institution Universität als Ganzes in den Vordergrund zu stellen. Sinn und Zweck eines Jubiläums sei es deshalb, die «subjektive Wahrnehmung einer akademischen Marke» positiv zu beeinflussen. Gerade in wirtschaftlichen Krisenzeiten müsse eine Universität Rechenschaft über ihren Nutzen ablegen, um die immer noch sehr hohen Staatsbeiträge gerechtfertigt entgegen zu nehmen. Die Universitäten befänden sich heute in einem Prozess der «Vergesellschaftung» und müssten mit der abnehmenden staatlichen Unterstützung respektive der zunehmenden Autonomie zurechtkommen und vermehrt den Kontakt zu gesellschaftlichen Trägern suchen. Das allein reiche jedoch nicht aus, sondern es bedürfe einer neuen «Erinnerungskultur», um die Identifizierung mit der «Marke» Universität Basel zu stärken. Auf diese Weise sei auch das Motto der Jubiläumsfeier zu verstehen: «Gesellschaftliche Einbindung schafft zwar grössere Wertschöpfung, aber keine Emotionen. Deshalb feiern wir mit Ihnen dieses Jubiläum, weil wir Wertschöpfung mit Emotionen verbinden wollen. Wissen bewegt uns.»

Die Reden an der «Feier des Wissens» am Dies Academicus

Die Festrede an der Schlussfeier zum 550-Jahre-Jubiläum hielt der Ordinarius für Philosophie, Prof. Dr. Emil Angehrn. Angehrn reflektierte auf die Idee des Wissens als ein «anthropologisches Bedürfnis» und fragte nach dem gegenwärtigen Wissenschaftsideal: «Die heutige Utopie der Wissenschaft ist die einer Einheit in der Vielfalt.» Dazu gehöre eine gemeinsame Form des Forschens, eine «Universalsprache», die einerseits in der Idee der Humanität liege, «zum anderen in der offenen Einheit der Wissenschaften.» Er schloss mit der Mahnung, dass sich Wissenschaft sowohl der Wahrheit wie auch dem «Ideal der Humanität» verpflichten müsse.

Nach der Festrede und der Übergabe der Ehrenpromotionen und Preise hielten je ein Regierungsrat aus Basel-Stadt und Baselland eine Ansprache. Regierungsrat Christoph Eymann (BS) erinnerte an die Reden am 500-Jahre-Jubiläum und schloss sich deren Zukunftshoffnungen an, wobei aber der Kontext ein anderer geworden sei: «Der politische Druck, dem die Universität Stand halten muss, ist heute vor allem der finanzielle.» Zuversichtlich stimme ihn aber die noch relativ junge Partnerschaft der beiden Kantone als gemeinsame Träger der Universität. Die Universität gehöre zu den «wenigen gesellschaftserhaltenden Institutionen in der Welt, im Staat, die zwar immer besser werden, aber nicht teurer.» Der Regierungspräsident von Basel-Landschaft, Urs Wüthrich-Pelloli, drückte seinen Stolz über die «Erfolsgeschichte Universität Basel». Nachdenklich stimme ihn, «dass bis heute die erforderliche Klarsicht zur Anerkennung des Kantons Basellandschaft als Universitätskanton fehlt.» Aber heute sei ein Tag zum Feiern: Der gute Rückhalt des gemeinsamen Staatsvertrages in der Bevölkerung stimme ihn optimistisch, ebenfalls die «beeindruckende Entwicklung der Studierendenzahlen» und die gute Positionierung der Universität Basel in der «gesamtschweizerischen und internationalen Hochschullandschaft.» 

Zum Abschluss hielt der Staatssekretär für Bildung und Forschung als Vertreter des Bundes eine Ansprache, in der er vorwiegend die Verteilung der Bundesgelder unter den Hochschulen – «der regionalpolitische Kampf um den gemeinsamen Bundestopf» – thematisierte. Er wünschte sich eine «wettbewerbsfähige» Universität Basel, die ihre Forschungsschwerpunkte klug setze und sich mit der «ständigen Knappheit der eigenen Ressourcen» arrangiere. Dabei müsse man auch über die Verteilung der Gelder innerhalb der Universität nachdenken: «Soll das Gleichgewicht unter Fakultäten und Fächern von der zeitgemässen Studienwahl der Jugend allein abhängen?» Auch die Frage nach Kosten und Ertrag von ausländischen Studierenden müsse man sich stellen. Stolz zeigte er sich aber über die gute Positionierung der Schweizer Universitäten «im berühmten Shanghai-Ranking» und wünschte der Universität Basel zum Schluss «auf lokale und regionale Kraft fussende ewige Jugend.»

Der Filmbericht der Universität Basel zum Dies Academicus 2010: