Das Radio zu Besuch

Am 2. Juni 2010 war das Schweizer Radio DRS 2 zu Besuch an der Universität Basel, von 9 bis 15 Uhr wurde live aus dem Kollegiengebäude gesendet. Im Laufe des Tages fanden Diskussionsrunden mit Angehörigen der Universität und anderen Gästen statt. Die Gespräche wurden ergänzt durch Reportagen und Fragen der RadiohörerInnen. Die Sendung trug den Titel «Die Universität - Ein globales Erfolgsmodell» und blickte auf die Geschichte der Institution Universität und ihre Entwicklung in der jüngsten Vergangenheit: Mit den kommunikativen Revolutionen, die der Buchdruck im 15. und das Internet im 20. Jahrhundert brachten, der Bolognareform oder dem schwierigen Balanceakt zwischen Autonomie und finanzieller Abhängigkeit wurden hochaktuelle Themen angesprochen, die eine lange Geschichte haben. 

«Wir schauen weit zurück und sind trotzdem gleichzeitig ganz fest in der Gegenwart», eröffnete Wissenschaftsredakteurin Katharina Boxler die erste Gesprächsrunde über die Medienrevolutionen Buchdruck und Internet. Zusammen mit den Geschichtsprofessoren Achatz von Müller und David Gugerli fragte sie danach, was Buchdruck und Humanismus mit der Gründung von Universitäten zu tun haben, wie aus Kommunikationsmitteln Revolutionen werden und insbesondere, wie sich die  Entwicklung von digitalen Medien oder Social Media im 20. und 21. Jahrhunderts auf die Wissenschaft auswirken. Wie verändern sich Wissensstrukturen, Forschungs- und Erkenntnismethoden im Zeitalter von Suchmaschinen oder elektronischen «freien» Enzykklopädien wie Wikipedia? Dazwischen spielte DRS 2 eine Reportage aus dem Basler Münster ein, wo der Kirchenhistoriker Martin Wallraff durch die Ausstellung «Schätze der Universität Basel» führte, Schätze vor allem auch aus dem frühen Buchdruck. 

«Gelehrte waren immer auf Achse»
Das Jubiläumsmotto «Wissen bewegt uns» zielt auch auf die zunehmende Bedeutung von Mobilität und internationalem Austausch für die Wissenschaft. Aber Bildungsmigration ist indes nichts Neues, sondern war etwa im 16. und 17. Jahrhundert Normalität, nicht Besonderheit. Durch die Rekrutierung von Gelehrten aus dem Ausland sorgten die Universitäten für die Erhöhung des wissenschaftlichen Niveaus; ausländische Studenten und Professoren brachten Rennommee für die Alma Mater, so auch in Basel. Für die meisten Studenten gehörte ein Studienaufenthalt im Ausland zum Curriculum. Die Migrationsbewegungen zwischen den europäischen Universitäten trugen nicht nur zur persönlichen Horizonterweiterung bei, sondern waren ganz generell eine wichtige Bereicherung für Wissenschaft: Mobilität fördere den kreativen Widerspruch, meinte Gottfried Schatz. 

Bspw. 1820er/30er: Deutsche Intelligenz in die Schweiz migriert, daraus bspw. Uni Zürich entstanden - Schweiz indirekter Profiteur der Krisen im Ausland. Die Mobilität aber auch als finanzielle Frage (Lea Meister) - zu Mobilität gehrt Armut (Gottfried Schatz) Heute viele Studierende aus dem Ausland, wenig Schweizer Nachwuchs. Exzellenz ist in der Schweiz ein heikles Thema - Demokratien sind skeptisch, wegen Elitenbildung. Innovationshemmer durch zu wenig geförderter Nachwuchs. Dazwischen Reportage über Studenten und Mobilität im 16. bis zum ausgehenden 18. Jahrhundert. Heute Massenbetrieb, früher überschaubar, persönlich bekannt.