Aufbrüche der 1960er Jahre

Die 1960er Jahre brachten auch der Universität Basel tiefer greifende Veränderungen. Einerseits erzeugte allein schon die wachsende Zahl der Babyboom-Jahrgänge einen gewissen Reformdruck, anderseits sorgte auch ein angewachsener Reformstau für zusätzlichen Druck. Hinzu kam gesamtgesellschaftlich eine wachsende Infragestellung tradierter Werte.

Daraus entstand eine Dynamik, die nicht bloss gleitende Reformen anstrebte, sondern einen grundsätzlichen, sozusagen einmaligen Umbau des gesamten Universitätsbetriebs wollte. Die vorübergehend stärker werdenden Leitideen dieser Aufbruchphase waren: Demokratisierung des Lehrbetriebs und Modernisierung des Unterrichts.

In der Lehre das gemeinsame Festlegen von Lehrinhalten, kleinere Unterrichtsgruppen, Skripten statt Massenvorlesungen, überprüfbare Prüfungen, Teamwork in der Forschung statt autoritäre Führungsstrukturen, Mitbestimmung bei Berufungen, Transparenz in den universitären Entscheidungsprozessen u.a.m. Und dies alles aus unterschiedlichen Vorverständnissen und in unterschiedlichen Intensitätsgraden.

Das ergebnisorientierte Interesse möchte vor allem wissen, was dabei herausgeschaut hat. Da ist zwischen klar Benennbarem und bloss allgemein Umschreibbarem zu unterscheiden. Klar benannt kann werden: die Einführung reformierter Studienordnungen (etwa 1960 die Einführung des Lizentiates bei den Juristen) oder die Gründung von Fachgruppen der Studierenden 1964 oder die Umwandlung der Regenz in ein gesamtuniversitäres Gremium 1970 oder die Zurückweisung des schliesslich vorgelegten neuen Universitätsgesetzes 1980.

Für den wichtigen Prozess der Modernisierung und Liberalisierung des Universitätsbetriebs lassen sich keine Grossstationen benennen, sondern nur Episoden und Anekdoten, welche den Trend illustrieren. Gewisse Demos und Happenings der Studierenden, einzelne publizistische Aktionen, Veranstaltungen und Erlebnisse von Beteiligten.

Der Basler Aufbruch lebte von einer Mischung vor Ort gegebener, endogener Verhältnisse und transnationaler und, wenn man so will, exogener Vorgänge. Ausländische Vorbilder, zum Teil nachweislich bezogen aus selbst absolvierten Auslandsemestern, aber auch Medienberichte stimulierten den Aufbruch im lokalen Rahmen. An letzterem sei bloss die dreiteilige Serie «Studenten in Aufruhr» von Hans Heinz Holz erwähnt, die im Frühsommer 1968 in der Basler «National-Zeitung» unter den suggestiven Titeln publiziert wurde: «Die unglaubwürdigen Autoritäten», «Unzulängliche Universitäten» und «Proteste und Krawalle» (5., 9. und 12.6.68).