Geschichte des Instituts für Pflegewissenschaft – Abteilung klinische Pflegewissenschaft
Die Gründung des Instituts für Pflegewissenschaften
1990 wurde der erste Funke für ein pflegewissenschaftliches Programm an der Universität Basel gezündet. Nach erfolglosen Vorstössen an anderen Schweizer Universitäten initiierte der damalige Dekan Prof. Dr. med. Othmar Gratzl die ersten Schritte zu einem pflegewissenschaftlichen Studium in Basel. Gratzls Engagement beruhte insbesondere auf gute Erfahrungen, die er mit akademisch ausgebildetem Pflegepersonal in den USA gemacht hatte. In über zehnjähriger Arbeit widmete sich eine Kommission, unter der Leitung von Prof. Dr. med. Catherine Nissen, der Einführung einer «Postgraduierten Ausbildung für Angehörige der Pflegeberufe». Später wird daraus die «Akademische Nachdiplomausbildung mit Lizenziatabschluss für Angehörige der Pflegeberufe» respektive der BA/MA-Studiengang in Pflegewissenschaft. Kurz vor der Jahrtausendwende wurde die Gründung des Pflegewissenschaftlichen Insituts beschlossen, das dann am 1. Februar 2000 unter der Leitung von Prof. Dr. Sabina De Geest (Ordinaria/Leitung Forschung) und Prof. Dr. Annemarie Kesselring (Extraordinaria/Leitung Lehre) eröffnet wurde.
Aufgaben des Insituts
Die Mission des INS ist es, die Gesundheitsergebnisse von PatientInnen die mit einer chronischen Krankheit leben zu verbessern und ihre Familien zu unterstützen. Umgesetzt wird diese Mission in dem das INS in die Lehre und Forschung investiert.
Das INS ist das erste universitäre Institut für Pflegewissenschaft in der Schweiz. Seine klinisch orientierte Ausrichtung auf die Advanced Nursing Practice ist im 2000 einzigartig im deutschsprachigen Europa.
Der Lehrbetrieb wird mit 28 Studierenden aufgenommen, und der Bereich Forschung startet mit fünf Forschungsprojekten teilweise unterstützt durch den Schweizerischen Nationalfonds (SNF).
Die ersten 23 Studierenden erhalten 2001, an einer der ersten Bachelor-Feiern (nach der Bologna-Reform) der Universität Basel überhaupt, ihr Diplom «Bachelor in Pflegewissenschaft».
Mit der SMART-Studie kann bereits im zweiten Betriebsjahr wiederum SNF-Unterstützung akquiriert werden. Auch beteiligt das INS sich als Co-Investigator an der vom SNF unterstützte Swiss-HIV Cohort Study.
Im Herbst wird der Grundstein für die Gründung der Fachabteilung für klinische Pflegewissenschaft am Kantonsspital Basel gelegt (später Abteilung Klinische Pflegewissenschaft des Universitätsspitals Basel).
Universitärer Alltag
Mit den Kursen des Sommersemesters 2003 sind erstmals alle Kurse des Studienganges Pflegewissenschaft unterrichtet worden. Die ersten 12 Studierenden schliessen ihre Masterarbeit ab.
Im Bereich Forschung wird das Forschungsportfolio weiter definiert:
1. Das Forschungsprogramm des INS ist klar klinisch ausgerichtet.
2. Ziel aller am INS betriebenen Forschung ist es, die Gesundheitsergebnisse von Menschen die mit chronischen Krankheiten leben und deren Angehörigen zu verbessern. Mit dieser Zielsetzung stellt sich das INS den epidemiologischen und demographischen Herausforderungen, mit denen die westliche Gesellschaft konfrontiert ist.
3. Die Forschungsschwerpunkte beinhalten vier Themenbereiche: Gesundheitsverhalten, Symptommanagement, Pflegesysteme, Familien und pflegende Angehörige. Dabei wird zu unterschiedlichen Patientenpopulationen geforscht
4. Je nach Fragestellung werden unterschiedliche Forschungsmethoden einzeln oder kombiniert angewandt: qualitative, quantitative und / oder Aktionsforschung. In allen Forschungsprojekten wird interdisziplinär zusammengearbeitet.
Mit SWIM-HF und SOLEXA erhalten zwei weitere INS-Studien SNF-Unterstützung zugesprochen. Hinzu kommt mit IMMEDIAT ein Projekt, dass im Rahmen des Nationalen Forschungsprogramms «Integration und Ausschluss» unterstützt wird.
An der ersten Master-Graduierungsfeier des INS im Jahr 2004 erhalten die ersten 13 AbsolventInnen ihr Masterdiplom in Pflegewissenschaft
In einer umfassenden internen und externen internationalen Evaluation werden am Jahresende sämtliche Aktivitäten des INS überprüft und bewertet. Diese Evaluation verläuft positiv - ein wichtiger Schritt in der Konsolidierungsphase ist gemacht.
Die Medizinische und die Philosophisch-Naturwissenschaftliche Fakultät der Universität Basel erarbeiten eine Promotionsstudienordnung für den Erwerb des PhD Medical Sciences - Nursing (Pflege). Die Ordnung tritt 2005 in Kraft.
2005, zum 5-jährigen Jubiläum des INS wird ein Schritt im Bereich der Pflegepraxis gemacht: der Regierungsrat des Kantons Basel-Stadt ernennt Prof. Dr. Rebecca Spirig zur Leiterin der Abteilung Klinische Pflegewissenschaft (KPW) am Universitätsspital Basel. Parallel dazu beruft der Universitätsrat Prof. Dr. Spirig als Extraordinaria für Klinische Pflegewissenschaft an die Universität Basel
Sie nimmt am 1. Dezember, zusammen mit 10 Mitarbeitenden, offiziell ihre Arbeit am Universitätsspital Basel auf, und widmet sich künftig der Errichtung einer Akademie-Praxis-Partnerschaft zwischen der Universität und dem Universitätsspital Basel.
Die KPW ist akademisch Teil des INS. Die Akademie-Praxis-Partnerschaft zwischen dem INS und der KPW ist in ihrer Art aussergewöhnlich im internationalen Kontext.
Die ersten vier Studierenden immatrikulieren sich offiziell für das interfakultäre PhD-Programm Medical Sciences - Nursing der Universität Basel.
Mit der Einrichtung eines Preises «Beste Masterarbeit in Pflegewissenschaft der Universität Basel» der Stiftung Pflegewissenschaft Schweiz wird 2006 ein weiterer wichtiger Schritt in der Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses des INS realisiert. Erste Gewinnerin dieses Preises ist Christa Wernli-Fluri.
Anfang Juli wird die Extraordinaria Prof. Dr. Annemarie Kesselring emeritiert und mit einem Symposium verabschiedet. Als Visionärin und Pionierin der akademischen Pflege in der Schweiz hat sie sich unermüdlich für die Gründung und den Aufbau des INS im Allgemeinen und des Bereiches Lehre im Besonderen eingesetzt.
Neuer Leiter des Bereiches Lehre wird Dr. René Schwendimann, der im September 2006 als erster Pflegefachmann überhaupt einen Doktortitel in Pflegewissenschaft einer Schweizer Universität verliehen bekommt.
Im Bereich Forschung wird das Portfolio weiterentwickelt: die unterschiedlichen Forschungsbereiche, die das INS mit seinen Studien abdeckt werden neu unter den beiden Forschungsschwer¬punkte «Selbst-Managements von chronisch kranken Menschen» und «Patientensicherheit und Pflegequalität» subsummiert.
Die KPW etabliert sich als wichtige Partnerin in den Entscheidungsprozessen des Spitals. Die neue Berufsgruppe der Advanced Practice Nurses (APN)s - akademisch ausgebildeten Pflegefachpersonen mit einem klinischen Spezialgebiet - fasst in zahlreichen Bereichen des Universitätsspitals Fuss, und breitet sich auch gesamtschweizerisch aus.
Mit der Unterzeichung eines Vertrages zwischen dem INS und dem Universitätsspital Inselspital Bern wird im Jahr 2007 eine weitere Akademie-Service Partnerschaft besiegelt. Durch diese Partnerschaft weitet das INS seine klinische Forschung aus und intensiviert den Dialog mit der Praxis.
Die Bereichsleitungen der Pflege am Universitätsspital erarbeiten unter der Federführung von Prof. Dr. Spirig pro Bereich ein Pflegeportfolio, das für die Entwicklung der Pflege am Universitätsspital Basel zukünftig richtungweisend sein wird. Unter anderem wird ein fünfstufiges Pflegekarrierenmodell von der Spitalleitung gutgeheissen.
Der Clinical Leadership-Kurs, der von der KPW zum 3. Mal durchgeführt wird, erhält von der Universität Basel die Zulassung als Zertifikatskurs und wird erstmals gesamtschweizerisch ausgeschrieben.