Advokat

Stoecklin zeigt uns einen Advokaten mit Glatze, die den weissen Spitz- und Knebelbart betont. Über den Augen hat sich der Advokat eine Augenbinde umgebunden, welche auf Darstellungen der Justitia unmittelbar Bezug nimmt. Die Brille ist in die Stirn geschoben. Der Advokat blickt auf die Gesetzestexte, die auf einer Art Schriftrolle festgehalten sind. Durch die Wiedergabe der Brille und der Augenbinde wird das Sehen und Nicht-Sehen zum Thema. Die Brille steht als Sehhilfe für den Beruf des Advokaten, während die Augenbinde auf die Gerechtigkeit des urteilenden Richters anspielt. Damit vereint Stoecklin in dieser Figur zwei juristische Berufstypen - diejenigen des Advokaten und des Richters.

Zur blauen Robe mit Stehkragen trägt der Advokat schwarze Hosen, die ihm zu lang sind. Ausserdem fallen seine langen und schmalen Füsse auf. Unter dem linken Arm trägt er eine Mappe, die rechte Hand hält die „Gesetzesrolle" mit den Paragraphen, welche von § 233 bis § 242 nummeriert sind. Es ist nicht auszuschliessen, dass sich Stoecklin mit diesen Paragraphennummern auf einen bestimmten Gesetzestext bezogen hat. Es besteht aber auch die Möglichkeit, dass die Nummern der Gesetzesparagraphen vom Künstler zufällig gewählt wurden und als Symbole des Berufsstandes zu verstehen sind.