Altphilologe

Die vorliegende Tafel zeigt den Altphilologen im grauen Morgenmantel mit einer langen Tabakpfeife. Er sitzt auf einem blau gepolsterten Stuhl mit hoher Rückenlehne und ist in seine Lektüre versunken. Ein aufgeschlagenes Buch liegt auf seinem Schoss. Er beugt sich über das Buch von Ovid zu den Liebeskünsten, „Ars amatoria". Der schwere, nach unten geneigte Kopf ruht auf seiner rechten Hand, während der rechte Ellbogen auf seinem rechten Bein abgestützt wird.

In der linken Hand hält er eine lange Tabakpfeife, an der zwei blaue Eicheln hängen. Die Eicheln an den Pfeifen dienten als Verzierungselement und wurden in den Farben der zugehörigen Studentenverbindungen bemalt. In dieser Tafel tritt mit den Tabakresten, welche sich auf dem Fussboden anhäufen, ein verstörendes Irritationsmoment auf, das auch bei anderen Tafeln zu finden ist.

Zum Morgenmantel trägt der Altphilologe auf dem Kopf einen schwarzen Fes, der im Biedermeier als Zeichen der Gemütlichkeit galt. Die weissen Augenbrauen weisen auf ein fortgeschrittenes Alter hin. Seine grosse Nase ist besonders ausgeprägt und erinnert an die Darstellung „Der Bücherwurm" von Carl Spitzweg. „Der Bücherwurm" zeigt einen Mann in weisser Haartracht, der sich in einer Bibliothek aufhält. Er steht auf einer Trittleiter vor dem Bücherregal und ist in das Buch vertieft, welches er in der linken Hand hält. Auffallend dabei ist, dass er das Buch sehr nah an sich zieht. Diese Haltung evoziert eine Versunkenheit, wie sie in der Darstellung des Altphilologen von Stoecklin zu finden ist.