Botaniker

Durch eine Lupe betrachtet der Mann ganz vertieft eine weisse Knollenpflanze, die er mit der Zwiebel nach oben hält, um ihre Wurzeln zu begutachten. Er wirkt schon älter und recht klein. Sein etwas buckliger Rücken und die leichten X-Beine lassen ihn zusammen mit seinen ausgebeulten Kleidern und seiner ausgeprägten Hakennase etwas lächerlich aussehen, er ist aber nicht bösartig karikiert, sondern eher auf eine liebenswürdige Art dargestellt. Weitere komische Elemente sind die langen, zu einer Locke frisierten Haare im Nacken und das hervorstehende bärtige Kinn, in dem der Mund ganz verschwindet. Neben den karierten Hosen, dem braunen Frack und den schwarzen Schnürstiefeln ist er mit den typischen Utensilien des „Naturforschers" ausgerüstet: er hat eine Botanisiertrommel umgehängt und ein Schmetterlingsnetz unter den Arm geklemmt, genauso wie wir es auf den meisten Darstellungen dieser Wissenschaftler sehen. Auf seinem Hut hat er einen Schmetterling aufgespiesst, was zusammen mit der Kurzsichtigkeit ebenfalls ein Motiv ist, das man bei Naturforschern häufig wiederfindet. Neben der Lupe hat er als Sehhilfe eine Brille auf der Nase - wonach er genau sucht und ob er tatsächlich etwas sieht, bleibt einem jedoch schleierhaft. Auf jeden Fall sieht er die Kröte vor seinen Füssen wohl nicht. Zudem hat er Watte in den Ohren, die ihn vermutlich vor Insekten schützen soll, ihn aber neben seiner Kurzsichtigkeit auch noch schwerhörig macht. Die Bildkomposition weist viele Parallelen zum Geologen auf, der ebenfalls mit seiner Ausrüstung behängt ist und auf ein Forschungsobjekt in seiner Hand starrt.

Den Topos des Wissenschaftlers, der blind für seine Umgebung ist, finden wir also auch beim Botaniker wieder, hier in der klassischen Version des zerstreuten Professors. Sein Untersuchungsobjekt, eine exotisch aussehende weisse Pflanze, soll vermutlich bezeichnend sein für die ausgefallenen Spezialthemen, mit denen sich Forscher beschäftigen und die für Aussenstehende etwas Unverständliches und auch Belustigendes haben können.

Der Frosch am Boden funktioniert als ein weiteres Attribut des Naturforschers und als stellvertretende Verortung für die Figur. Irritierend bleiben aber die bösen Augen der Kröte. Es gibt zwar Arten von Froschlurchen mit senkrecht schlitzförmigen Pupillen, die Augen erinnern aber dennoch an eine Schlange, was durch die gelbe Farbe noch verstärkt wird. Zusammen mit den ausgeprägten Warzen lassen sie die Kröte abstossend und gefährlich aussehen. Dadurch bildet sie in dem ansonsten fast lieblichen Bild eine unheimliche Komponente. Auch in der klassischen Ikonografie haben Kröten eine negative Konnotation, sie bedeuten „Habsucht", Tod" oder „Wolllust". Diese Begriffe könnten im Zusammenhang mit dem fast entstellten Gesicht des Botanikers stehen.