Schulmeister

In dieser Tafel kommt Stoecklins persönliche Erfahrung mit den eigenen Lehrern stark zum Ausdruck. Jene Akademiker, die dem Künstler besonders verhasst waren, stellte er auf diesem Bildzyklus bewusst unflätig dar. Stoecklin galt als schlechter Schüler. Daher ist nicht auszuschliessen, dass er, wie viele andere Schüler, Demütigungen erdulden musste.

Diese Tafel zeigt eine von Zorn ergriffene Figur, die mit dem Rücken zum Betrachter steht. Der in Frack gekleidete Schulmeister steht hinter seinem Stehpult. In dem aufgeschlagenen Heft sind Zahlen erkennbar, die auf eine Mathematikstunde schliessen lassen. Die rechte Hand hat der Schulmeister zu einer Faust geformt, welche einen Schlagstock umklammert. Diesen hält er hinter seinem Rücken verborgen. Mit seinem bösen Blick und dem nach oben gerichteten Zeigefinger fordert er einen Schüler auf, die richtige Antwort auf seine Frage zu geben. Vielleicht will der Schulmeister auch mit seiner Geste den Schüler zum Lehrerpult beordern, um diesen mit Schlägen zu bestrafen.

Der furchterregende Gesichtsausdruck mit den zusammengezogenen Augenbrauen und den hervortretenden Augen ist ein auffälliges Charakteristikum dieser Figur. Ausserdem löst sich Stoecklin von den herkömmlichen Körperproportionen und zeigt den Schulmeister mit grossen Händen und Fingern. Die auffällig kräftigen Beine betonen seine Autorität, welche durch die leichte Neigung des Oberkörpers über das Pult und durch die Fingerbewegung ihren Höhenpunkt erreicht. Weiter drückt Stoecklin die Geringschätzung für diese Figur aus, indem er sie mit Pflastern am Nacken und schmutzigen Fingernägeln zeigt. Typisch für Lehrerdarstellungen ist die Brille, die der Schulmeister auf der Nase hat. Der langhaarige Kinnbart und die spärlichen Haarstränen am vorderen Haaransatz über der Stirn betonen die unfreundliche Miene.